Im Namen des Erhabenen
Pressemitteilung der IGS zum Attentaten in Afghanistan
15.05.2021, Berlin – Am Samstag (8. Mai) detonierte im Westen Kabuls eine Bombe in einer schiitischen Mädchenschule. Die schrecklichen Bilder der mehr als sechzig Leichname und über hundert Verletzten reihen sich ein in eine Serie der Gewalt gegen schiitische Schüler in Afghanistan. Erst wenige Tage zuvor hatten zwei weitere Schulen mehrere Todesopfer nach Bombenattentaten zu beklagen.
Die abscheuliche Grausamkeit dieser gezielten Kindermorde führt uns abermals unsere eigene Verantwortung als Deutsche vor Augen. Zu den Attentaten hat sich niemand bekannt und alle regionalen Akteure, sogar die Taliban, haben die Morde scharf verurteilt, aber der größte Faktor für die Unsicherheit der Afghanen liegt nicht in Afghanistan.
Es ist das „westliche Imperium“ mit seinem angeblichen Engagement für Demokratie und zivilen Aufbau und gegen Terrorismus, darunter auch der bewaffnete NATO-Einsatz der Bundeswehr, das die Region seit Jahrzehnten in andauerndem Chaos hält und der Infiltration mit zerstörerischen Ideologien aus dem Ausland, vor allem durch den US-Verbündeten Saudi-Arabien, Vorschub leistet. Am 25. März 2021 wurde der Bundeswehreinsatz in Afghanistan abermals vom Bundestag verlängert, mit nur sieben Gegenstimmen aus den Regierungsfraktionen.
Die Rolle der laut Grundgesetz § 87a reinen Verteidigungsarmee Deutschlands manifestiert sich im 21. Jahrhundert endgültig als weltweiter Erfüllungsgehilfe amerikanischer Hegemonie – mit unsäglichem Leid für die einheimische Bevölkerung, insbesondere in Afghanistan, für welches die deutsche Regierung eine gewichtige Mitverantwortung trägt.
Wir fordern daher den Abzug sämtlicher deutscher Streitkräfte aus dem Ausland, die Einstellung jeglicher militärischer Kooperation mit den USA, insbesondere auf deutschem Boden, und wirksame Reparationsleistungen an die geschädigten Völker.
Solange dies nicht geschieht, sind Beileidsbekundungen und Verurteilungen deutscher Regierungsvertreter nach Terroranschlägen auf die einheimische Zivilbevölkerung nichts als der geheuchelte und verachtenswürdige Ausdruck von Mitgefühl und Betroffenheit, der die Opfer der deutschen Politik im Ausland verhöhnt.
Im Namen des Erhabenen
Nie wieder Apartheid: Die Vertreibung und Besetzung Palästinas muss ein Ende haben
12.05.2021, Berlin – Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden in Deutschland (IGS) ruft alle Bürger, insbesondere die Gläubigen und freien Menschen, dazu auf, ihre Stimme gegenüber dem Terror in Palästina zu erheben. Menschenleben und Menschenrechte sind Grundwerte und dürfen nicht abhängig von politischen Interessen missbraucht werden. Es darf nicht sein, dass es einer Gruppe von Menschen erlaubt wird zu vertreiben, zu besetzen, zu plündern und zu morden, während anderen nicht nur das Recht auf Selbstverteidigung versagt wird, sondern sie meisterhaft medial orchestriert als Täter dargestellt und geächtet werden.
„Nichtjuden“ sollen aus ihren eigenen Häusern mit Gewalt vertrieben werden, damit zionistische Siedler illegal ihre Häuser besetzen. Während des Gemeinschaftsgebets wurden gläubige Muslime in Palästina von zionistischen Soldaten attackiert. Andere Muslime, die im drittwichtigsten islamischen Heiligtum, der Al-Aqsa-Moschee, beteten und Zuflucht suchten, wurden rücksichtslos erniedrigt und angegriffen. Stunden später bombardierte die zionistische Armee Zivilisten im Gazastreifen. In den sozialen Medien sind erschreckende und herzzerreißende Bilder und Videos von den Geschehnissen zu sehen.
Die Mehrheit der Bundesregierung als auch ein Großteil der Medien erwecken den Eindruck, als wären die Proteste der Palästinenser grundlos und sie die eigentlichen Aggressoren. Unabhängige Berichterstattungen vor Ort zeigen jedoch über soziale Medien eine schockierend andere Realität.
Unsere Hoffnung und unser Appell richten sich an das Herz und den Verstand unserer Mitbürger: Auch wir werden von den zukünftigen Generationen über unsere Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen. Wir Deutschen sind vor allem durch unsere Geschichte in der Verantwortung, Rassismus und Apartheid entschieden abzulehnen.
Im Namen des Erhabenen
Pressemitteilung zur Gesetzesänderung der Bundesregierung zum Erscheinungsbild von Beamtinnen und Beamten
11.05.2021, Berlin – Kopftuchverbot durch die Hintertür?
Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden in Deutschland (IGS) unterstützt die Forderung und Pressemitteilung des Koordinationsrates der Muslime (KRM) vom 05./06. Mai 2021 und teilt die tiefe und ernüchternde Enttäuschung über die Vorgehensweise der Bundesregierung zum Gesetzesentwurf über das „Erscheinungsbild von Beamtinnen und Beamten“.
„Leider ist dies ein deutliches und destruktives Signal an die muslimische Bevölkerung, deren Rechte und Sorgen nicht beachtet und sogar gänzlich ignoriert worden sind. Vor allem hätte man die Einwände im Hinblick auf die Diskriminierung von muslimischen Mädchen und Frauen, die unter dem Vorwand der ‘Neutralität‘ durch dieses Gesetz unmittelbar weiteren rassistischen und sexistischen Diskriminierung ausgesetzt sind, ernsthaft und gewissenhaft prüfen müssen. Das Vertrauen in unseren Rechtsstaat wird dadurch erheblich geschwächt. Beunruhigend, dass Frauen in Deutschland Heute noch so um Ihre Rechte auf Selbstbestimmung Kämpfen müssen“, so der Vorsitzende der IGS, Mohammad Ale Hosseini.
„Unabhängig von der Religionszugehörigkeit, leisten wir als Frauen für unsere Gesellschaft einen großen Dienst. Dafür erwarten wir keine Sonderbehandlung. Aber die Reduzierung der muslimischen Frauen auf ein Stück Stoff ist ein rückständiges Denken, das schon längst überholt ist. Die Realität ist, dass unser vielfältiges Deutschland schon längst mehr kann und will, nur scheint dies bei der Politik noch nicht angekommen zu sein“, sagt Gülsah Acik, Vorstandsmitglied der IGS.
Muslimische Frauen, ob mit oder ohne Kopftuch, sehen sich aufgrund Ihrer religiösen Werte an den Dienst für ihre Gesellschaft und Mitmenschen verpflichtet. Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe sind nicht Werte, die mit oder durch die Bekleidung erlangt oder abgelegt werden können.
Mit diesem Entwurf verdeutlicht die aktuelle Bundesregierung erneut wie unerwünscht praktizierende Muslima eigentlich sind und wo die Grenzen der Religionsfreiheit in unserem Land aufhören, nämlich dort wo die Ausübung der religiösen Praxis Sichtbarkeit erlangt. Heute bei den praktizierenden Muslimen, Morgen bei praktizierenden Juden, Sikhs und weiteren Religionen. Das verbriefte Recht auf ungestörte Religionsausübung ist damit nicht mehr gegeben. Die sichtbare Islamfeindlichkeit, die bisher dem Anschein nach auf eine bestimmte Gruppe begrenzt wurde, nimmt nun eine neue und beängstigende Dimension an, die das friedliche Zusammenleben und den Geist der Gleichberechtigung, als Ur-Wert der Demokratie langsam, aber sicher erstickt.
Die Ausgrenzung und Stigmatisierung einer religiösen Minderheit gab es schon mal in der Geschichte unseres Landes. Wir sind als ein Volk dazu aufgerufen, diese Entwicklungen zu sehen und immer wieder daran zu erinnern: wehret den Anfängen, auf dass es Morgen kein böses Erwachen gibt.
Im Namen des Erhabenen
Pressemitteilung der IGS zum Urteil des Amtsgerichts St. Georg gegen das Kopftuchverbot in einem Fitnessstudio
Mit Urteil vom 2. März 2021 hat das Amtsgericht St. Georg ein klares Zeichen gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus gesetzt. Es sprach einer Muslimin 1.000 Euro Schadensersatz zu, die aufgrund ihres Kopftuchs keinen Zutritt zu einem Fitnessstudio erhalten hatte. Der Richter wies die haltlose Behauptung des Fitnessstudios ab, das Kopftuch sei ein Sicherheitsrisiko, und sah in dem Verhalten des Fitnessstudiobetreibers eine unrechtmäßige Diskriminierung.
„Wir begrüßen das Urteil des Gerichts: Es schiebt dem antimuslimischen Rassismus einen klaren Riegel vor und stärkt das durch unsere Verfassung garantierte Grundrecht der Musliminnen auf freie Religionsausübung in Deutschland“, betont Mohammad Ale Hosseini, Vorsitzender der IGS.
Dies ist leider kein Einzelfall, in dem eine Muslimin aufgrund ihres Kopftuches diskriminiert wurde. Etliche Fälle von Diskriminierungen gegen Musliminnen sind bereits durch die Presse gegangen und die Dunkelziffer ist nochmal weitaus höher.
„Umso erfreulicher ist es, dass ein deutsches Gericht ein solch positives und richtiges Zeichen gegen Islamfeindlichkeit und Diskriminierung gesetzt hat“, so Ale Hosseini weiter. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Vorurteile, Hetze und Hass, bedingt durch Missinterpretationen und Instrumentalisierung des Islams, vorwiegend aus sicherheitspolitischen Interessen, den friedlichen und respektvollen Umgang in der Gesellschaft in Gefahr bringen. Es ist unser tagtägliches Engagement im Dialog und Gespräch, die Ängste und Sorgen unserer Mitbürger zu hören und zu verstehen und zugleich ihre Unkenntnis und vorhandenen Missverständnisse über den Islam und die Muslime aufzuklären. Aber wenn wir, und da beziehe ich die Bundesregierung bewusst mit ein, an einem Strang gegen Islamfeindlichkeit in Deutschland ziehen, dann sehe ich einer friedlichen Zukunft und vereinten Gesellschaft entgegen.“
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Im Namen des Erhabenen
EuGH-Gutachten erlaubt Arbeitgebern, Muslimas das Kopftuch am Arbeitsplatz zu verbieten
08.03.2021, Berlin – Der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs hat am 28. Februar 2021 in seinem Schlussantrag zu den Klagen zweier muslimischer Frauen, die von ihren Arbeitgebern die Anweisung erhalten hatten, ihr Kopftuch am Arbeitsplatz abzulegen, durch ein Gutachten feststellen lassen, dass ein Verbot von „großflächigen religiösen Symbolen“ seitens des privaten Arbeitgebers keine Diskriminierung und keine Verletzung der allgemeinen Menschenrechte darstellen würde. Private Arbeitgeber wären insbesondere nicht gezwungen, pauschal alle religiösen Symbole zu erlauben oder zu verbieten, sondern sie könnten alleinig ein Verbot dieser großflächigen Symbole aussprechen, also des muslimischen Kopftuchs.
Als Begründung führt der Generalanwalt das Recht des privaten Arbeitgebers an, seinen Kunden ein Bild der Neutralität vermitteln zu können, um wirtschaftlichen Nachteilen zu entgehen.
Damit leistet dieser Schlussantrag der weiteren Diskriminierung der Muslimas im Beruf Vorschub und schließt sich der gesellschafts-politischen Strömung an, eine bestimmte Religion von der Religionsfreiheit und Toleranz abzuschneiden sowie Muslimas aus Wirtschaft und Gesellschaft zu drängen.
Die IGS verurteilt diesen Schlussantrag und das islamfeindliche Gutachten, welches im Namen der Neutralität und unternehmerischen Freiheit die Millionen Muslimas in der Europäischen Union von der freien Religionsausübung ausschließt. Wir fordern den EuGH auf, in seinem Urteil, entgegen allen Erwartungen, nicht diesem Gutachten zu folgen.
Eine ausführliche juristische Stellungnahme der IGS findet sich hier: LINK
Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS) e.V.
Berlin, 08.03.2021
Im Namen des Erhabenen
Wir sind von Gott und wir kehren zu Ihm zurück. (Heiliger Quran, 2:156)
Wir betrauern das Ableben von Ayatullah Misbah Yazdi, des herausragenden, revolutionären Großgelehrten der Rechtsschule der Ahlulbayt (a.), der am 1. Januar 2021 zu seinem Schöpfer zurückgekehrt ist.
Ayatullah Yazdi zeichnete sich durch zahlreiche Verdienste in der islamischen Theologie aus, sowohl in ihrer Wissenschaft und Lehre als auch in ihrer Umsetzung in Staat und Gesellschaft, deren höchsten Gremien er in der Islamischen Republik Iran angehörte. Selbst ein Schüler der profiliertesten Großgelehrten seiner Jugend, prägen heute seine epochalen Bücher für Forscher und Laien und seine vielen herausragenden Schüler Generationen muslimischer Vordenker in aller Welt.
Mit seiner von Liebe erfüllten Frömmigkeit und Gottesehrfurcht, die sich prominenterweise in seiner uneingeschränkten lebenslangen Unterstützung Imam Chomeinis und Imam Chameneis manifestierten, setzte er Maßstäbe für Verantwortliche der islamischen Welt.
Wir kondolieren dem Fürst der Zeit, Imam Mahdi (Möge Gott sein Erscheinen beschleunigen), Imam Chamenei, den hohen schiitischen Lehrautoritäten und der ganzen islamischen Umma zum Verlust dieser großartigen Stütze des Islam.
Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS) e.V.
Seyed Mohammad Ale Hosseini |
5. Januar 2021, Berlin |
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Der Prophet Mohammad- ein Vorbild der Menschlichkeit
Anlässlich des Geburtstages des Propheten Mohammad (Friede sei mit ihm) und der Woche der Einheit möchte ich allen Muslimen auf der Welt gratulieren. Im islamischen Verständnis ist Prophet Mohammad (F.s.m.i.) der Gesandte der Menschlichkeit, er ist gesendet zur positiven Entwicklung des Menschen und des Aufblühens der Menschlichkeit sowie zur Bekämpfung jeglicher Art von unmenschlichen Hässlichkeiten und Gewalttaten. Der Ehrwürdige Qur`an beschreibt den Propheten als ein Vorbild für die Menschheit. Ein Vorbild für die Überzeugung, den Charakter, den Geist, das Denken und das Handeln. Sein Verhältnis zu den Menschen wird im Qur`an derart dargestellt, dass jede Last, jede Bürde und jeder Schmerz der Menschen ihm Leid und Schmerzen bereiten. Wie eine heilige Persönlichkeit bemüht er sich stets, die Sorgen und das Leid der Menschen zu beseitigen- er ist um die Menschen mehr besorgt als sie selbst. Umso schmerzlicher und unverantwortlicher ist es, wenn die einen unter Berufung auf seinen Namen und seine Überzeugung und den Islam Gewalt und Verbrechen an unschuldige Menschen ausüben und die anderen diesen von Milliarden Menschen weltweit als Persönlichkeit und Vorbild hoch geachteten Propheten verunglimpfen und verhöhnen. Beide Handlungsweisen sind inakzeptabel und sind auf das Schärfste zu verurteilen.
Auch die Familie des Propheten setzte seinen Weg der Menschlichkeit, Liebe und Weisheit fort, wir feiern diese Tage ebenso den Geburtstag des 6. Imam der Schiiten (Dscha’far as-Sādiq), der die dscha’faritische Rechtschule der Schia gründete.
Ich wünsche allen Menschen auf dieser Welt Gesundheit und Frieden und dass Menschlichkeit, Liebe und Barmherzigkeit weltweit stärker im Lebensalltag Beachtung finden.
Mit herzlichen Grüßen
Sheikh Mahmood Khalilzadeh
- Vorstandsvorsitzender der IGS -
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
Pressemitteilung als PDF hier zum Download
02.05.2020, Berlin – Der Monat Ramadan bedeutet für die Muslime in aller Welt eine Zeit des Friedens, der inneren Einkehr, der gegenseitigen Fürsorge, des Miteinanders und des Gesprächs mit Gott. Seit Jahren haben die Muslime und ihre Gemeinden insbesondere in dieser Zeit auch intensive freundschaftliche Begegnungen mit anderen Religionsgemeinschaften und Vertretern der Politik und zivilen Gesellschaft, die zum besseren gegenseitigen Verständnis und vielen Freundschaften auf unterschiedlichen Ebenen der Gesellschaft beigetragen haben. Gerade in diesem Jahr wurde diese Gesellschaft übergreifende freundschaftliche Verbundenheit in der gemeinsam praktizierten Verantwortung in der Corona-Krise deutlich, sowohl in den Gesprächen mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), in denen auch den Moscheen für ihre Bereitschaft zu den freiwilligen vorsorglichen Sicherheitsmaßnahmen gedankt wurde, als auch in der besonderen religiösen Gastfreundschaft, die seitens der Bischöfe der Evangelischen Landeskirche (EKBO) und des Erzbistums Berlin verdeutlicht wird: Sie laden kleinere Religionsgemeinschaften ein, die nicht über die räumlichen Möglichkeiten verfügen, unter Einhaltung der strikten Hygiene- und Abstandsregeln Gottesdienste feiern zu können, Räume der Kirche zu nutzen.
In dieser Zeit der Freundschaft und des Zusammenhalts und insbesondere für die Muslime der Zeit des sich Bemühens auf dem Wege Gottes und der Realisierung der Nächstenliebe müssen wir mit Bestürzung und Trauer feststellen, dass zur sogenannten Durchsetzung des Verbotes der Hisbollah durch den Innenminister Herrn Seehofer, besonders martialische und öffentlichkeitswirksame Mittel eingesetzt wurden, insbesondere in Berlin dringen Polizeikräfte mit kugelsicheren Westen, Sturmhauben und Maschinengewehren bewaffnet mit unverhältnismäßiger Brutalität und Missachtung jeglicher religiöser Rücksichtnahme zu früher Morgenstunde in geschlossene Moscheen ein, Familien mit Frauen und Kindern werden ohne Beachtung der im Islam besonderen privaten Sphäre aus dem Schlaf gerissen und verschreckt und in den Moscheeräumen auf den Boden geworfene Korane, Unordnung und verdreckte Böden hinterlassen. Und weshalb? Ein Polizeisprecher in Berlin sagte dazu (Original aus einer Videoaufnahme): „Bei den Durchsuchungen heute hier im Berlin-Neukölln geht`s darum, einen Zusammenhang zwischen den durchsuchten Objekten und der verbotenen Vereinigung Hisbollah festzustellen“.
Die Moscheen sind sakrale Räume mit einer Aura der Ruhe, der Spiritualität und dem Zwiegespräch zwischen Gott und Mensch, so wie es auch die Gotteshäuser anderer Religionsgemeinschaften sind.
Es ist in keiner Weise und für keine Religionsgemeinschaft akzeptabel, dass diese Ruhe und Spiritualität auf diese Art und Weise wie am 30.04.2020 geschehen, gestört wird.
Wir fordern die Verantwortlichen auf, bei jeglichem Einsatz der Polizeikräfte darauf zu achten, dass diese Aura der sakralen Räume der Religionsgemeinschaften nicht verletzt wird. Die Erfahrungen zeigen, dass dies auch realisierbar ist.
Dieser offensichtliche Aktionismus auf Kosten der Muslime wird vielleicht kurzfristig für einige aus der Politik, der Medienwelt und Kreisen der selbsternannten Islamexperten vordergründig Erfolg versprechen, wir als schiitische Muslime werden aber weiterhin für unsere Ideale in Verantwortung vor Gott und den Menschen eintreten. Das Leben eines jeden Menschen und die von Gott gegebene Menschenwürde zu pflegen und zu bewahren zählt zu den höchsten Werten, um die wir uns in Frieden und Gerechtigkeit, mit Ausdauer und stetem Gedenken an Gott bemühen werden.
Als Dachverband der schiitischen Muslime in Deutschland werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten in Betracht ziehen und unsere Mitglieder die notwendige Unterstützung gewähren.
Wir wünschen allen eine friedvolle Zeit bei bester Gesundheit, und für unsere muslimischen Geschwister weiterhin viel Erfolg bei ihren religiösen Aktivitäten und einen gesegneten Ramadan.
Der Vorstand
Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS)
GRUßBOTSCHAFT ZUM 15. Shaban
von Mahmood Khalilzadeh (Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands)
Frankfurt am Main, 7. April 2020
Im Namen Gottes
Die menschliche Gesellschaft bildet eine unzertrennliche Kette, die seit ihrem Anbeginn bis zu Ihrem Ende miteinander verbunden ist. Eine Gesellschaft, dessen heutiges Verständnis zum einen von Erfahrungen aus der Vergangenheit und zum anderen von präzisen Beobachtungen sowie von der zukünftigen Ausrichtung abhängt. Solch eine Gesellschaft wird in Hinblick auf die Vergangenheit ihre Lehren ziehen und mit einem optimistischen Ausblick von künftigen Ereignissen profitieren.
Im Gegensatz zu jenen, die hoffnungslos klingen und die Zukunft der Menschheit in vollständiger Verdorbenheit und Dunkelheit sehen, wird der Mensch tief in seiner Natur das Licht der Hoffnung erblicken, welches die schöne Botschaft einer sicheren und gerechten Zukunft durch die exzellenten menschlichen Tugenden zur Erscheinung bringt. Diese natürliche Hoffnung ist ein Beweis für die instinktive Begabung und die von innen her kommende Sehnsucht der Menschheit zur Erreichung einer internationalen Gesellschaft, in der jeder ohne jegliche Grenzen und künstlichen Differenzen die Gerechtigkeit und Befreiung von jedweder Art der Tyrannei sowie ein reines und glückseliges Leben mit Gleichberechtigung, Brüderlichkeit und Frieden erleben wird.
Die Verwirklichung dieser fantastischen Gesellschaft bildet die strahlende Zukunft, welche die göttlichen Religionen angekündigt haben und der letzte Prophet der Barmherzigkeit und Tugend, seine Exzellenz Mohammed der Sohn von Abdullah (Friede sei mit Ihm) dieses Ereignis mit den klaren Worten einer „mahdavitischen“ Gesellschaft geschildert hat. Obwohl die Hoffnung der Menschheit und das Versprechen der Propheten eines Tages sich durch den göttlichen Willen verwirklichen lassen, bedeutet es nicht, dass sich jeder Einzelne und die Gesellschaft ihrer Verantwortung hinsichtlich Selbstverbesserung für die notwendige Vorbereitung dieser positiven Zukunft entziehen können.
Die geistige und psychische Reinigung von moralischen und praktischen Krankheiten - die den menschlichen und göttlichen Status des Menschen bedrohen - sowie die Selbsterziehung basierend auf den menschlichen Tugenden und den Lehren der göttlichen Propheten bilden die individuelle Mission der Menschen zur Verwirklichung einer solch strahlenden Gesellschaft. Ebenso befindet sich die kollektive menschliche Gesellschaft auf dem Pfad der Verwirklichung erhabener menschlicher Ideale, wie z.B. die Entwicklung von Wissenschaft und Bewusstsein, die Optimierung der globalen Gesundheit, die Förderung und Unterstützung einer grundlegenden Gerechtigkeit und Gleichberechtigung als auch die Ablehnung aller Antiwerte wie Armut, Korruption, Diskriminierung und verschiedene Formen von Zwang, Unterdrückung und ähnlichem. Diese bilden die Mission der Menschheit zur Erreichung des göttlichen Versprechens für eine positive Zukunft.
Jährlich erinnert der 15. Shaban im islamischen Kalender weltweit alle schiitischen Muslime an die Geburt eines vollkommenen Menschen, dessen Existenz die Grundlage für die Verwirklichung einer traumhaften Gesellschaft bildet. Dies ist ein unabdingbares Versprechen des erhabenen Gottes.
Imam Mahdi (Friede sein mit Ihm) ist nach Ansicht der schiitischen Muslime sowie den Lehren des heiligen Propheten Mohammad (Friede sei mit Ihm) der Anführer, der die endgültige Hoffnung aller Menschen verwirklichen wird. Unter seiner Führung wird die Menschheit eines Tages Sicherheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Spiritualität und Glückseligkeit erfahren.
Ich gratuliere zu dieser großartigen Gelegenheit der Menschheit und der gesamten islamischen Welt und der Gemeinschaft der schiitischen Muslime. Ich lade alle und insbesondere die Gemeinschaft der schiitischen Muslime dazu ein, sich an der Bewältigung dieser globalen Gesundheitskrise zu beteiligen, die durch den Corona Virus verursacht wurde. Hierzu widmen wir uns zunächst durch das Gebet und der Hingabe an den allmächtigen Gott. Des Weiteren sind wir dazu verpflichtet auf Basis unserer religiösen Lehren des Mahdavismus die empfohlenen Hygienevorschriften der Gesundheitszentren zu berücksichtigen und alle Kapazitäten zur geistigen und spirituellen Unterstützung in den Diensten der Menschheit einzusetzen, um diese Krise zu überwinden. Diese globalen Bemühungen zur Wiederkehr von Gesundheit und Sicherheit sind die Verpflichtungen einer erwartenden Gesellschaft auf Imam Mahdi (Friede sei mit Ihm). Den großen Gott bitte ich, dass Er uns allen bei der persönlichen und sozialen Bereitschaft hilft, um von der Schönheit der Gesellschaft Imam Mahdis zu profitieren.
Mahmood Khalilzadeh
Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands
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