Treffen des Bundespräsidenten Steinmeier mit Vertretern der IGS

Treffen des Bundespräsidenten Steinmeier mit Vertretern der IGS

Berlin – 30.04.2018. Beim Treffen von Vertretern der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschland (IGS) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue kam es zum Austausch über die politische und gesellschaftliche Selbstverpflichtung der IGS, die Vorstellung der schiitischen Rechtsschule und ihre Besonderheiten sowie die Besorgnis über eine Zunahme von Extremismus und Rassismus in der Gesellschaft.

Der Vorsitzende der IGS, Mahmood Khalilzadeh, sprach seinen Dank für den herzlichen Empfang und die Möglichkeit des direkten Austausches aus: „Die IGS begrüßt die Dialogreihe des Bundespräsidenten mit Vertretern der verschiedenen Religionen. Wir hoffen, dass dieser Dialog zum besseren gegenseitigen Verständnis und damit zu gemeinsamen Lösungen von gesellschaftlichen Problemen auf Basis von vernunftgemäßen und ethischen Werten führt.“

Zum historischen Kontext der schiitischen Rechtsschule erläuterte er: „Die schiitische Lehre des Islam beruht nach dem Ableben des Propheten auf weiteren 250 Jahren Interpretation des Korans und Anwendung des Islam von der direkten Nachkommenschaft des Propheten − den zwölf Imamen, in unterschiedlichen historischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Dies ermöglicht es, den Kern der Religion zu erfassen, um so ein spirituelles und vernunftorientiertes Islamverständnis zu entwickeln, das möglichst frei von nationalen und kulturellen Einflüssen ist. Ein solches Islamverständnis sieht den Dienst an der Schöpfung als höchste Pflicht und lehnt jegliche Form von Extremismus und Fanatismus sowie die Verbreitung von Angst und Schrecken in der Gesellschaft eindeutig ab – ganz egal an wem und wodurch motiviert. Vor allem die Erziehung der jetzigen und kommenden Generationen liegt uns sehr am Herzen. Um den reinen Islam der Vernunft zu stärken, setzen wir uns daher als IGS u. a. auch dafür ein, dass eine vernunftbasierte Theologie in den deutschen Universitäten erforscht und gelehrt wird.“

Auf die Frage des Bundespräsidenten über die Zusammenarbeit mit anderen Islam-Verbänden verwies der schiitische Gelehrte Khalilzadeh auf die guten und langjährigen Kooperativen auf Landes- und Bundesebene mit den islmischen Verbänden. „Wir waren und sind immer für Gespräche und Austausch mit allen Verbänden offen. Auch der Austausch mit anderen religiösen und nicht religiösen Institutionen ist für uns wichtig und notwendig, wenn es um gesamtgesellschaftliche Fragestellungen geht. Als Religionsgemeinschaft der schiitischen Gemeinden und als deutsche Muslime sind wir jederzeit bereit, unsere Möglichkeiten für den gesellschaftlichen Frieden und ihre Entwicklung einzubringen.“

Hodschatoleslam Khalilzadeh stimmte der Einforderung des Bundespräsidenten zu, dass die Religionsgelehrten in den Moschee und Zentren der deutschen Sprache mächtig sein müssten. Man kenne das Problem und arbeite daran. Es gibt bereits eine Vielzahl an deutschsprachigen Gemeinden in der IGS. In anderen Moscheen und Zentren werden Vorträge simultan oder konsekutiv übersetzt.

Auf die Frage, ob schiitische Muslime in Deutschland in den politischen Debatten gesehen werden, antwortete Khalilzadeh: „Aufgrund der hohen Aktivitäten unserer Mitgliedergemeinden sind die schiitischen Muslime auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene sichtbar präsent. Damit bemühen wir uns intensiv, unserer gemeinsamen Verantwortung in dieser unserer Gesellschaft gerecht zu werden.“