Pressemitteilung: Kopftuchverbot an Schulen – Eine Scheindebatte!

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Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Die Forderung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Annette Widman-Mauz (CDU), ein Kopftuchverbot an Schulen prüfen zu lassen, ist abgesehen von ihrer Verfassungswidrigkeit menschenverachtend, diskriminierend und gegen die Selbstbestimmtheit, Würde und Freiheit der Mädchen und Frauen gerichtet. Zudem missachtet sie das im Grundgesetz festgeschriebene Erziehungsrecht der Eltern, das die religiöse Erziehung miteinschließt.

Mahmood Khalilzadeh, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS), benannte diese Entwicklung: „Es ist erstaunlich, dass immer wieder die durch die Religionsfreiheit gedeckten Grundrechte der Muslime unseres Landes für den politischen Profit einzelner sogenannter Volksvertreter herhalten müssen. Man fragt sich, ob die Staatsministerin ihre Aufgabe ernst nimmt, die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der Integrationspolitik und der Förderung des Zusammenlebens aller Menschen im Land zu unterstützen.“

Diese Scheindebatten um das Kindeswohl sowie Verbote dieser Art zielen auf das Verbot des Kopftuches an sich in der Gesellschaft und damit auf die Verbannung einer Form der alltäglich öffentlich gelebter Religiosität ab. Es ist nicht das erste Mal und es wird auch nicht das letzte Mal bleiben, dass solche Debatten auf dem Rücken der Muslime Deutschlands ausgetragen werden. Einzelne Fälle schwerer Diskriminierungen muslimischer Schüler durch Lehrer wegen des Tragens des Kopftuchs und des Fastens im Monat Ramadan wurden uns bereits zugetragen. Diese Debatten von Politikern, die aus Profilierungssucht islamfeindliche Stimmungen aufwiegeln und vereinzelte Lehrer dadurch ermuntern, selbst gesetzeswidrige Maßnahmen gegen muslimische Schüler zu ergreifen, sind absolut inakzeptabel. Es bedarf einer einheitlichen und gemeinsamen Entgegnung seitens der islamischen Verbände, damit wir nicht in einigen Jahren in unserem Land jene menschenunwürdigen Zustände vorfinden, die unsere Geschwister in Österreich heute schon erleiden.

Um in der Gesellschaft gleichberechtigt zusammenleben zu können, sind Gesetze von großer Bedeutung. So ist in diesem Zusammenhang auch auf das religionsgemeinschaftliche Selbstbestimmungsrecht zu verweisen, das basierend auf dem Grundrecht der Religionsfreiheit und dem staatskirchenrechtlichen Prinzip der Trennung von Staat und Kirchen auch darauf abzielt, die Religionsgemeinschaften vor staatlicher Einflussnahme zu schützen.

Die IGS regt daher an, dass im Falle von Ausarbeitungen möglicher Gesetze, welche die muslimische Religionsgemeinschaft betreffen, ähnlich wie in anderen Fällen auch, entsprechende Fachgremien und Ausschüsse nach deren Empfehlungen gefragt werden. Im Sinne der Selbstbestimmung der islamischen Religionsgemeinschaft bedeutet dies, dass hier das Verständnis der islamischen Hauptströmungen, Sunna und Schia, auf Basis der authentischen Quellen des Islams eingeholt werden. Solche Institutionen, wie der Gelehrtenrat der IGS oder aber auch das Islamische Zntrum Hamburg mit seiner 60-jährigen Verbindungen zu den hohen schiitischen Rechtsgelehrten, sind in Deutschland vorhanden[1], aber auch auf europäischer Ebene u. a. durch den Rat der Islamisch-Europäische Union der Schia-Gelehrten und Theologen (IEUS) vertreten[2]. Diese Expertengremien haben die Aufgabe, unter Berücksichtigung der Lebensumstände der Muslime basierend auf den authentischen Quellen religiöse Praktiken zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.

Ein gesetzgebender Prozess ohne die Einbindung relevanter Expertisen läuft Gefahr, aus Unkenntnis grundlegende Menschenrechte zu verletzen und dem Wohle aller Menschen im Land zu schaden.

Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS)

20. Mai 2019

[1] Link zur Pressemitteilung des IZH: http://izhamburg.de/index.aspx?pid=99&articleid=256338

[2] Link zur Pressemitteilung der IEUS: http://ieus.de/news/Stellungnahme-der-Islamisch-Europaeischen-Union-der-Schia-Gelehrten-und-Theologen-IEUS-zum-moeglichen-Gesetz-hinsichtlich-eines-Kopftuch-Verbots-fuer-Kinder-in-Oesterreich-1

Einen gesegneten Ramadan 2019

Ramadan 2019

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Allen Muslimen, ihren Familien und Freunden sowie der gesamten Schöpfung Gottes wünschen wir einen gesegneten Monat.

Für weltweit mehr als 1,8 Mrd. Muslime hat in diesen Tagen der heilige Monat Ramadan begonnen - ein Monat in dem einzig das Bewusstsein um die Barmherzigkeit des Schöpfers und die besondere Achtsamkeit, allein Ihm gegenüber unserer Verantwortung gerecht werden zu wollen zählen und als Gottesdienst angenommen werden.

Es ist ein Monat in dem unsere Gedanken, Taten und Worte und sogar die Ruhezeit durch die göttliche Gnade aufgewertet werden bis hin zur „Nacht der Bestimmung“, zu der der Erhabene sagt: „Woher solltest du wissen, was die Nacht der Bestimmung ist? Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate“ [Al Qadr: 2-3].

Pressemitteilung: Wir trauern um Sri Lanka

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Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
 

Die feigen Anschläge in Sri Lanka auf unschuldige und friedlich betende Menschen während der Ostermesse in Kirchen sowie auf weitere Hotels, sind ein Akt des Terrors.

Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS) verurteilt diesen barbarischen Akt aufs Schärfste. „Die Meldung über erneute Angriffe auf Gotteshäuser lässt die Erinnerung an Christchurch wieder aufleben. Dieser Angriff, ist ein Angriff auf die Menschheit. Die schiitischen Muslime in  Deutschland stehen an der Seite der Bevölkerung von Sri Lanka“, so der Vorsitzender der IGS, Sheikh Mahmood Khalilzadeh.

„Wir hoffen, dass die Bevölkerung von Sri Lanka vereint mit den religiösen und politischen Führern des Landes, kein Platz für Hass und Extremismus in der Gesellschaft übrig lässt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“.

Wir trauern gemeinsam mit der Bevölkerung und unseren christlichen Geschwistern um jede einzelne Seele. Unsere Gedanken sind in diesen Augenblicken bei den Opfern, Verletzten und Hinterbliebenen.

Pressemitteilung: Unwahre Vorwürfe der Bildzeitung vom 04.04.2019

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

IGS zu den aktuellen Vorwürfen im Bericht der Bildzeitung


In dem Bericht der Bildzeitung vom 04.04.2019 von Antje Schippmann über die Förderung von Projekten der IGS werden falsche Aussagen getroffen, die im Rahmen dieser Pressemitteilung berichtigt werden.

Die „Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands“ (im Weiteren „IGS“ abgekürzt) ist der Dachverband der schiitisch-muslimischen Gemeinden in Deutschland und als Religionsgemeinschaft, für die Unterstützung der Glaubensverwirklichung seiner Mitglieder  sowie als Ansprechpartner für die Gesellschaft, Politik und andere Religionsgemeinschaften verantwortlich. Sie ist 2009 als erster islamischer Dachverband deutsch-schiitischer Prägung sowie als eingetragener Verein nach deutschen Recht gegründet worden und stellt die Vielfalt der schiitischen Muslime in Deutschland dar. Sie ist weder durch eine bestimmte Nationalität noch Ethnie besonders geprägt oder von diesen abhängig und beeinflusst. In ihm sind etwa 150 ethnisch, politisch und theologisch heterogene Mitgliedsgemeinden vertreten. Unter anderem fühlen sich deutsche, libanesische, irakische, pakistanische, afghanische, türkische und iranische Gemeinden der IGS zugehörig. Aus dieser Pluralität  gehen eine Vielzahl an unterschiedlichen Meinungen hervor, die nicht die Meinung des Dachverbandes wiederspiegeln müssen. Öffentliche Äußerungen der IGS sind daher nur über die Pressemitteilungen und der Website des Verbandes und nicht den einzelnen Mitgliedsgemeinden zu entnehmen.

Im Bericht wird behauptet, dass das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) „das wichtigste […] Mitglied des Verbands“ sei. Diese Aussage ist unwahr und suggeriert zugleich eine Einflussnahme des IZHs auf Entscheidungen des Vorstandes und Ausrichtungen der IGS. Für die IGS sind alle Mitgliedsgemeinden von großer Wichtigkeit und haben, mit je „einer“ Stimme, demokratisch im selben Maße Einfluss auf die Verbandsarbeit. Richtig ist, dass die schiitische Rechtschule des Islams, einen besonderen Stellenwert für die hohen geistlichen Autoritäten, die sogenannten „Quellen der Nachahmung“ (Mardscha) vorsieht. Ihre Aufgabe ist es, unabhängig von Raum und Zeit, auf Basis der Lehren des heiligen Korans und die Lebensart der heiligen Propheten sowie seine Nachkommenschaft, stets einen vernuftbaiserten und ausgeglichenen Islamverständnis vorzustellen. Richtig ist daher, dass das  IZH in Anlehnung an diese Tradition und in direkter Verbundeheit zu den Mardschas, seit ihrer Gründung vor ca. 60 Jahren in Hamburg, für die Etablierung von Pluralität, Dialog, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftlichen Frieden in den schiitischen Gemeinden und Moscheen und darüberhinaus steht.

Zu der Vergabe der Stellen und der Zielsetzung in der IGS wird hier auf die Satzung verwiesen. In dieser werden sowohl Ziele als auch Aufgaben angeführt, zu denen unter anderem auch gehört, dass die IGS „als islamische Religionsgemeinschaft die Gleichstellung und Gleichbehandlung mit den Religionsgemeinschaften, die den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts besitzen“, anstrebt. Keine der in dem Bericht angedeuteten Ziele werden mit der Verbandsarbeit und der Satzung der IGS verfolgt.

Im Artikel wird laut de Vries die mögliche Unterlassung von Fördergeldzahlungen an die IGS als „ein starkes Zeichen gegen religiösen Fundamentalismus und Judenfeindlichkeit in unserem Land“ bewertet. In Anbetracht der laufenden Projektarbeit der IGS zur Extremismusprävention ist diese Aussage nicht nachvollziehbar. Die IGS verurteilt Antisemitismus ebenso wie antimuslimischen Rassismus oder Rassismus jeglicher Art. Dazu äußerte sich Herr Khalilzadeh, Vorsitzende der IGS, in der Pressemitteilung anlässlich der Anschläge in Christchurch. Er sagte auch, dass „Rassismus egal welcher Couleur […] mit allen Mitteln des Rechtstaates bekämpft werden [muss]“. Um dies erfolgreich tun zu können, erfordert es die Mitarbeit mehrerer Instanzen. Weiterhin betonte Khalilzadeh, dass „nur die Religionsgemeinschaften Hand in Hand miteinander, mit der Politik und den Medien“ diese Probleme lösen können.

Basierend auf diesen Tatsachen distanziert sich die IGS von den genannten Vorwürfen in der Berichterstattung der Bild Zeitung.

IGS zu den Terroranschlägen in Neuseeland

IGS zu den Terroranschlägen in Neuseeland

„Die Terroranschläge in Christchurch (Neuseeland) am heutigen Freitag, bei der zwei Moscheen angegriffen, bisher 49 Muslime getötet und weitere mindestens 48 mit Schusswunden verletzt wurden, ist ein unmenschlicher und barabrischer Akt, den wir als Menschenfamilie, unabhängig von der Fragestellung ob Religiös oder nicht, aufs äußerste verurteilen müssen“ so Mahmood Kahlilzadeh, der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS).

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„Wir trauern mit den Angehörigen und Hinterbliebenen der Opfer und sind in diesen schweren Stunden in Gedanken bei ihnen und somit auch bei allen Bürgerinnen und Bürgern Neuseelands, die sich gemeinsam der hässlichen Fratze des Rassismus entgegen setzen müssen“ unterstreicht Khalilzadeh.

Der Ausmaß des Anschlages, wird in Anbetracht das mit einer Helmkamera live gestreamten Videos im Netz mehr als deutlich. „Es verschlägt einem die Sprache, und es ist nicht begreifbar, warum unschuldige friedvolle Menschen auf diese Weise massakriert werden. Worte sind hier nicht mehr in der Lage, dem Entsetzen Ausdruck zu verleiten, und sie reichen auch nicht mehr“ äußert Khalilzadeh.

Weiterhin fügt Khalilzadeh hinzu: „Antimuslimischer Rassismus oder Antisemitismus, Rassismus egal welcher Couleur muss mit allen Mitteln des Rechtstaates bekämpft werden. Der Anschlag heute sollte eine Mahnung für uns sein. Wir müssen „jetzt“ und „gemeinsam“ handeln: Nur die Religionsgemeinschaften Hand in Hand miteinader, mit der Politik und den Medien können dieses realexistierende gesellschaftliche Problem bekämpfen. Mit schönen Worten und Distanzierungen kommen wir hier nicht weiter.“

Abschließend sagte Khalilzadeh: „Die spontanen Beileidsbekundungen und Verurteilungen durch die Bundeskanzlerin, den Bundespräsidenten und den Außenminister unseres Landes sind als erste Reaktionen wichtige Zeichen für das Mitgefühl gegenüber den Opfern und den Hinterbliebenen dieses Anschlages. Dafür bedanken wir uns herzlich und wünschen uns allen, dass weitere praktische Schritte erfolgen, die derartige Terroranschläge weltweit verhindern, egal von wem sie ausgehen und gegen wen diese gerichtet sein mögen.“


Berlin, 15. März 2019

Treffen des Bundespräsidenten Steinmeier mit Vertretern der IGS

Treffen des Bundespräsidenten Steinmeier mit Vertretern der IGS

Berlin – 30.04.2018. Beim Treffen von Vertretern der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschland (IGS) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue kam es zum Austausch über die politische und gesellschaftliche Selbstverpflichtung der IGS, die Vorstellung der schiitischen Rechtsschule und ihre Besonderheiten sowie die Besorgnis über eine Zunahme von Extremismus und Rassismus in der Gesellschaft.

Der Vorsitzende der IGS, Mahmood Khalilzadeh, sprach seinen Dank für den herzlichen Empfang und die Möglichkeit des direkten Austausches aus: „Die IGS begrüßt die Dialogreihe des Bundespräsidenten mit Vertretern der verschiedenen Religionen. Wir hoffen, dass dieser Dialog zum besseren gegenseitigen Verständnis und damit zu gemeinsamen Lösungen von gesellschaftlichen Problemen auf Basis von vernunftgemäßen und ethischen Werten führt.“

Zum historischen Kontext der schiitischen Rechtsschule erläuterte er: „Die schiitische Lehre des Islam beruht nach dem Ableben des Propheten auf weiteren 250 Jahren Interpretation des Korans und Anwendung des Islam von der direkten Nachkommenschaft des Propheten − den zwölf Imamen, in unterschiedlichen historischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Dies ermöglicht es, den Kern der Religion zu erfassen, um so ein spirituelles und vernunftorientiertes Islamverständnis zu entwickeln, das möglichst frei von nationalen und kulturellen Einflüssen ist. Ein solches Islamverständnis sieht den Dienst an der Schöpfung als höchste Pflicht und lehnt jegliche Form von Extremismus und Fanatismus sowie die Verbreitung von Angst und Schrecken in der Gesellschaft eindeutig ab – ganz egal an wem und wodurch motiviert. Vor allem die Erziehung der jetzigen und kommenden Generationen liegt uns sehr am Herzen. Um den reinen Islam der Vernunft zu stärken, setzen wir uns daher als IGS u. a. auch dafür ein, dass eine vernunftbasierte Theologie in den deutschen Universitäten erforscht und gelehrt wird.“

Auf die Frage des Bundespräsidenten über die Zusammenarbeit mit anderen Islam-Verbänden verwies der schiitische Gelehrte Khalilzadeh auf die guten und langjährigen Kooperativen auf Landes- und Bundesebene mit den islmischen Verbänden. „Wir waren und sind immer für Gespräche und Austausch mit allen Verbänden offen. Auch der Austausch mit anderen religiösen und nicht religiösen Institutionen ist für uns wichtig und notwendig, wenn es um gesamtgesellschaftliche Fragestellungen geht. Als Religionsgemeinschaft der schiitischen Gemeinden und als deutsche Muslime sind wir jederzeit bereit, unsere Möglichkeiten für den gesellschaftlichen Frieden und ihre Entwicklung einzubringen.“

Hodschatoleslam Khalilzadeh stimmte der Einforderung des Bundespräsidenten zu, dass die Religionsgelehrten in den Moschee und Zentren der deutschen Sprache mächtig sein müssten. Man kenne das Problem und arbeite daran. Es gibt bereits eine Vielzahl an deutschsprachigen Gemeinden in der IGS. In anderen Moscheen und Zentren werden Vorträge simultan oder konsekutiv übersetzt.

Auf die Frage, ob schiitische Muslime in Deutschland in den politischen Debatten gesehen werden, antwortete Khalilzadeh: „Aufgrund der hohen Aktivitäten unserer Mitgliedergemeinden sind die schiitischen Muslime auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene sichtbar präsent. Damit bemühen wir uns intensiv, unserer gemeinsamen Verantwortung in dieser unserer Gesellschaft gerecht zu werden.“

Kopftuchdebatte: Wehret den Anfängen!

Es ist wieder Zeit, mit lauter Stimme anzumahnen: Wehret den Anfängen!

Mit Besorgnis beobachtet die IGS die Entwicklung um die Kopftuchdebatte und die verheerenden Auswirkungen dieser islamfeindlichen und populistischen Diskussionen, die von profilierungsbedürftigen Politikern und selbst ernannten Islamkennern zu vernehmen sind. Umso deutlicher sind diese Debatten zu verurteilen, wenn sie von regierungsverantwortlichen Politikern im Bereich der Sicherheit und Integration vorangetrieben werden.Kopftuch

Für die über 4,7 Millionen Muslime, also rund 5,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, die sich in Deutschland beheimatet fühlen und sich für den Erhalt und die Entwicklung ihrer Gesellschaft einbringen wollen, sind diese lästigen und abwertenden Aussagen zum persönlichen Nutzen einzelner Politiker und politischer Parteien mit eine Ursache für die zunehmende Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft. „Es sollte allen klar sein, dass diese Brände, die innerhalb der Gesellschaft entfacht werden, Dimensionen erreichen werden, die integrationspolitisch nicht mehr zu löschen sind“, so der Vorsitzende der IGS Khalilzadeh.

Es ist unfassbar, dass einzelne Politiker in wöchentlich aufkommenden Phantomdiskussionen zur Einschränkung der Grundrechte von Bürgern aufrufen, obwohl die grundgesetzlich zugesicherte Religionsfreiheit auch die Freiheit in den Vorgaben der Religionen bezüglich der Bekleidung impliziert. Religionsfreiheit bedeutet natürlich auch, dass die Kinder nicht in ihrer religiösen Entwicklung behindert oder gehindert werden dürfen, auch nicht seitens des Staates – dies gilt im gleichen Maße für alle Religionen und weltanschaulichen Bekenntnisse.

Umso verwerflicher ist es, wenn diese Diskussion auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen ausgetragen wird, denn durch die aktuelle Diskussion werden muslimische Mädchen stigmatisiert und ein absolut gegensätzliches Signal zur Religionsfreiheit an die Gesellschaft gesendet. Aus islamischer Sicht dürfen die Eltern und auch sonst niemand Zwang hinsichtlich der religiösen Erziehung der Kinder ausüben. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass vor der religiösen Reife keine Verpflichtung zum Tragen eines Kopftuches besteht. Gleichzeitig haben die Eltern aber das Recht und die Pflicht, ihre Kinder in der religiösen Erziehung nach bestem Wissen und Gewissen zu begleiten.

Während diese Jugendlichen von Freunden und Klassenkameraden Respekt und Wertschätzung für ihre Selbstbestimmung erfahren, ruinieren die Anstifter dieser Diskussionen das Selbstvertrauen dieser jungen Mädchen. Damit wird ihnen indirekt signalisiert, dass ihre Lebensweise nicht akzeptiert ist und deshalb ihre Entscheidungen als freie Individuen infrage gestellt werden.

In unserem Gastbeitrag vom 30. März in der Berliner Zeitung haben wir in aller Deutlichkeit unsere Besorgnis über die Zunahme von religiös geprägtem Mobbing in der Schule – ob antijüdisch oder islamfeindlich – mitgeteilt und darauf hingewiesen, dass bestimmte Tendenzen innerhalb der Gesellschaft die Ursache für diese aktuellen Entwicklungen sind. Die größten Leidtragenden sind in diesem Fall die Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft. Vermehrt erreichen uns in den letzten Tagen Meldungen von besorgten Eltern, die von Druck auf ihre Kinder seitens des Lehrkörpers berichten, das Kopftuch in der Klasse abzunehmen, sowie von einer Zunahme von Mobbing auf dem Schulhof. Diese Entwicklung ist alarmierend.

Die IGS fordert von der Politik und den gesellschaftlichen Akteuren, entschiedener gegen jegliche Form von Islamfeindlichkeit, Antisemitismus sowie Rechtspopulismus vorzugehen. Ferner rufen wir Mitbürger aller Religionen und weltanschaulichen Bekenntnisse auf, jegliche Form von Diskriminierung – sei es auf das Bekenntnis, die Herkunft oder Ethnie der Menschen bezogen – zu melden.

Es ist wieder Zeit, mit lauter Stimme anzumahnen: Wehret den Anfängen!

Der Vorstand, im April 2018

PM: Anschläge verunsichern die Bevölkerung (14.03.2018)

Anschläge verunsichern die Bevölkerung
IGS fordert rasche Aufklärung

14.03.2018, Berlin – igs Pressemitteilung 14.03.2018Die Polizei ermittelt wegen mehrerer Anschläge auf muslimische und türkische Einrichtungen vom vergangenen Wochenende. Ungeachtet der Fragen und Spekulationen über die Motivation und Zusammenhänge dieser Anschläge bleibt als Sachverhalt, dass allen Taten eine mutwillige Zerstörungsabsicht zugrunde liegt. „Diese Gewaltanwendung, gerichtet gegen Moscheen, öffentliche Einrichtungen und private Geschäftsräume, selbst auf die Gefahr hin, dabei sogar Menschenleben zu gefährden – denn über einigen der Häuser schliefen die Bewohner – sind absolut nicht hinnehmbar und durch nichts zu rechtfertigen!“, sagte Mohammad Ale Hosseini, Sprecher und Vorstandsmitglied der IGS. „Gewaltanwendung und die Verbreitung von Angst und Schrecken in der Gesellschaft dürfen nicht toleriert werden, egal von wem und wodurch motivert. Die Menschen dürfen nicht durch eine gewaltbereite Minderheit in Verunsicherung und Angst versetzt werden! Für den Fortbestand des Zusammenlebens von Muslimen und Nichtmuslimen ist daher die rasche und lückenlose, länderübergreifende Aufklärung unabdingbar, damit weder Verunsicherung, Misstrauen noch Argwohn in der Bevölkerung entstehen. Auch ist der Appell an Vernunft und Verstand gefordert: Gewaltanwendung ist weder religiös noch nach allgemein ethischen Grundsätzen zu legitimieren. Sie kann Kritikern ein Argument gegen unsere multikulturelle Gesellschaft in die Hände spielen und die innere Sicherheit destabilisieren. Wir verurteilen diese Taten aufs Schärfste. Es gilt für alle, eine lückenlose Aufklärung zu fordern, sachlich zu bleiben und sich nicht an der Verbreitung vorschneller und falscher Urteile zu beteiligen. Zugleich wird im Hinblick auf die Ereignisse der vergangenen Tage eine erhöhte Überwachung und Gewährleistung der Sicherheit von muslimischen Einrichtungen erwartet.“

Die IGS - ein Partner für offene Dialogkultur und aktive und verantwortungsbewusste Teilhabe

PRESSEMITTEILUNG - Berlin, 23.02.2018

Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden (IGS) e.V. versteht sich als Dachverband der schiitischen Muslime in Deutschland, die das Potenzial der deutschen Muslime für einen friedlicheren, gerechteren und ethischen Umgang in der Gesellschaft fördern und fordern will. Durch die Koordinierung der schiitischen Gemeinden und Zentren und die Professionalisierung der Gemeindearbeit sowie die Vorstellung und Lehre eines moderaten und vernunftorientierten Islam sollen die religiöse Identität und Interessen der muslimischen Religionsgemeinschaften gestärkt werden. Dabei sollen die Muslime zur noch intensiveren gesellschaftlichen und politischen Teilhabe in einer Demokratie zum Wohle der Gesamtgesellschaft angeregt werden.


Dazu ist es unabdingbar, dass gesellschaftliche Herausforderungen im Dialog und in enger Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen Akteure, also auch der deutschen Muslime bzw. in Deutschland beheimateten Muslime, angegangen und bewältigt werden. Maßgebend sind hierbei die eindeutig mit unserem Verständnis des Islam übereinstimmenden Grundwerte und Grundrechte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religions- und Meinungsfreiheit u. v. m. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland bildet den Rahmen und die Grundlage unserer Aktivitäten ­- als beim Amtsgericht eingetragener Verein ist dies eindeutig in unserer Satzung verankert.


Die Bekämpfung des Extremismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Weltweit sind wir Zeuge von Krisen und Konflikten. Kaum kommt die Hoffnung auf Frieden in einer Region auf, wird die Flamme des Extremismus an einem anderen Ort entfacht. Als deutsche Muslime sehen wir es als unsere Pflicht, alles in unserer Macht Stehende für den gesamtgesellschaftlichen Frieden zu unternehmen. Die IGS ist aktiver und zuverlässiger Partner und Gestalter in der Zusammenarbeit mit anderen muslimischen oder nicht muslimischen Religionsgemeinschaften. Wir kooperieren dabei auch mit unterschiedlichen staatlichen und religiösen Institutionen, wie z. B. im interreligiösen Dialog, in der Deutschen Islamkonferenz, im Wohlfahrtswesen, in der Gefängnisseelsorge und in der kulturellen Zusammenarbeit mit anderen ehrenamtlich wirkenden Menschen.

Angesichts der Erkenntnisse über die besorgniserregenden Zahlen von jungen Menschen, die zum religiösen oder politischen Extremismus neigen, sieht sich auch die IGS zum Handeln aufgerufen. Als Mitglied im Präventionsnetzwerk gegen religiös begründeten Extremismus hat sie das Projekt „Extrem engagiert! Kompetenzprogramm junger Muslime“ ins Leben gerufen. Ziel des Netzwerkes ist es, gemeinsam neue Präventionsstrategien zu entwickeln, um durch jugendgerechte Angebote von Jugendlichen für Jugendliche, Argumentationstrainings und Beratungsangebote für Betroffene mithilfe von kultur- und religionssensiblen Beratern Extremismus und gesellschaftlicher Polarisierung effektiv entgegenzuwirken.

Die IGS wird ihren Weg der gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsübernahme weiterführen. Die entstandenen Probleme in unserer pluralistischen Gesellschaft sind gemeinsame Probleme, ihre Lösung unser gemeinsames Ziel. Dazu ist eine Kultur der Kommunikation nötig, die von Offenheit, Respekt und Sachlichkeit geprägt ist. Eine solche Form der Kommunikation wünschen wir auch für den öffentlichen Diskurs über und mit den deutschen Schiiten im Allgemeinen und der IGS im Besonderen.

Jerusalem, die ewige Hauptstadt Palästinas

IGS-Pressemitteilung vom 11. Dezember 2017

Jerusalem: die ewige Hauptstadt Palästinas

Die Entscheidung, Jerusalem, die ewige Hauptstadt Palästinas, ungeachtet der Proteste und Konventionen der Weltgemeinschaft, als Hauptstadt eines anderen Staates anzuerkennen, wirft die Frage auf, warum ein Land die Hauptstadt eines anderen Landes bestimmen und verändern darf.

Erneut sind wir Zeuge dessen, wie die Aussage und Entscheidung von unbesonnenen Politikern eine ohnehin angeheizte, unruhige und belastete Situation auf der Welt zum Überlauf bringt.

Dieser Umstand hat in den letzten Tagen in Jerusalem das Leben von zwei Menschen gekostet und über 700 Verletzte und Verwundete hinterlassen. Von den verheerenden Folgen dieser Bekanntmachung sind unschuldige Menschen, egal welcher religiösen oder nicht religiösen Weltanschauung sie angehören, betroffen.

Die Ungerechtigkeiten in Palästina haben schon längst eine Dimension angenommen, die nicht mehr verschwiegen werden kann. Die überwältigenden, weltweiten Proteste gegen diese Entscheidung sind ein klares Zeichen dafür, dass unabhängig von Religion und Ethnie dieses unmenschliche Vorgehen im Umgang mit den Rechten und der Würde der palästinensischen Bevölkerung nicht mehr hingenommen wird.

Die Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands fordert die politischen und gesellschaftlichen Akteure in Deutschland auf, eine realistische und faktenbasierte Bewertung der Situation im Nahen Osten auf Basis und unter Einhaltung internationaler Konventionen vorzunehmen und hierfür verstärkt auch den Dialog mit den deutschen Muslimen und ihren Organisationen und Vertretern zu suchen.

Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands e.V.

IGS weist unwahre Bezichtigung der Terrorunterstützung zurück

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

IGS weist unwahre Bezichtigung der Terroruntersttzung zurckEnde Juli wird die IGS einen Workshop zum Thema "Islamverständnis zwischen Rationalität und Radikalität - Historisch-theologische Hintergründe und soziale Herausforderungen" veranstalten. In diesem Workshop wird der Islam der Vernunft diskutiert und dabei extreme Formen, wie der Neo-Salafismus durch islamische Quellen widerlegt. Die BILD-Zeitung behauptet in ihrem Artikel "Bundesregierung fördert iranische Terror-Helfer" vom 11.7.2017, dass die IGS personell eng mit der iranischen Führung vernetzt sei und beschuldigt sie der Terrorunterstützung.

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Pressemitteilung der IGS zur „Ehe für alle“

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

Pressemitteilung IGS missbilligt "Ehe für alle"06.07.2017, Berlin – Der Vorstand der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS), sieht die jüngsten Entwicklungen rund um das Thema der Gründung der sogenannten „Ibn-Rushd-Goethe-Moschee“ in Berlin sowie die am vergangenen Freitag durch den Bundestag beschlossene „Ehe für alle“ als einen äußerst befremdlichen und besorgniserregenden Trend, der Indizien auf eine geplante und organisierte gesellschaftliche Verirrung sowie die Verwässerung jeglicher Moral, Ethik und Religiosität aufweise.

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